Sporthallensituation in Friesoythe
Antwort auf offenen Brief der Friesoyther Sportvereine
Sehr geehrte Mitglieder und Vorstandsmitglieder der Friesoyther Sportvereine,
Sie haben einen offenen Brief an die Politik und Verwaltung der Stadt Friesoythe und des Landkreises Cloppenburg zur dramatischen Situation rund um die Sporthallenkapazitäten geschickt. Zunächst möchten wir Ihnen und Euch unseren großen Dank für das vielfältige Engagement in den Sportvereinen aussprechen. Das verdient Respekt, insbesondere von der Politik.
Wir sind stolz darauf, dass wir umfangreiche Förderungen, z. B. für die Investitionen in die Vereinsheime, Sportanlagen etc. in den vergangenen Jahren beschlossen haben. Diese Beschlüsse werden im Grunde immer einstimmig über die Fraktionsgrenzen hinweg gefasst. Auch die Sportförderrichtlinien haben wir im vergangenen Jahr umfassend aktualisiert. Dies haben wir als Rat geschafft – die Sportförderrichtlinien in Friesoythe können sich im Vergleich zu anderen Gemeinden sehen lassen.
Die Sturmschäden an der Sporthalle Großer Kamp sind ein Unglücksfall, für den wir dringend eine Lösung finden müssen. Viele Ratsherren sind hierbei mit eigenen Ideen und Konzepten an die Verwaltung, Schulen und Vereine herangetreten. Wir sind für diesen Übergang sehr offen für jede Lösung, die den Schulsport und die Trainingsmöglichkeiten weiter möglich machen. Wenn Sie und Ihr dazu konkrete Ideen habt, sprecht mit euren Ratsmitgliedern und tragt diese Ideen vor.
Ja, der langwierige Prozess zum Bau der dritten Sporthalle nervt uns alle. Der Bedarf ist seit Jahren bekannt und war schon vielfach Bestandteil der Beratungen im Stadtrat und Kreistag. Im offenen Brief der Vereine wird der Politik vorgeworfen, wir stünden hierbei seit Jahren auf der Bremse. Wir können den Unmut und das Unverständnis verstehen – aber wir müssen dabei einiges geraderücken. Auch die Ratsmitglieder sind – so wie Sie und Ihr – ehrenamtlich in der Politik tätig, deshalb sollten wir hier einen fairen Umgang miteinander führen. Wir sind überzeugt: Die Verzögerung beim Bau der Sporthalle liegt nicht an den Ratsmitgliedern. Die Beschlüsse zum Bau der Sporthalle lagen schon lange vor und liegen vor.
Aber: Wenn die Ratsbeschlüsse durch die Verwaltungsspitze ausgesessen und nicht umgesetzt werden, dann sind dies die richtigen Adressaten für die Kritik. Nein, es geht hier nicht darum, nach Schuldigen zu suchen. Es geht darum, dass endlich klar wird, wer für die Verzögerung verantwortlich ist und dennoch überall vermittelt, die Politik würde ihn blockieren.
Hier für Sie und Euch zur Information die Faktenlage:
1. Den ersten Beschluss zum Bau der neuen Sporthalle hat der Stadtrat bereits am 16. Mai 2018 (vor 6 Jahren!) gefasst – übrigens einstimmig. Damals wurde die Verwaltung beauftragt, „die Planungen für eine neue Dreifeld Sporthalle für den Kernort Friesoythe aufzunehmen. Weiter sind die Nutzungs- und Finanzierungsmodalitäten mit dem Landkreis Cloppenburg abzustimmen.“
Ab diesem Zeitpunkt hatte der Bürgermeister die eindeutige Beschlusslage, sich um den Bau einer Sporthalle zu kümmern. Es hat dann tatsächlich Gespräche mit dem Landkreis gegeben, Wirtschaftlichkeitsanalysen etc. Dabei hat der Bürgermeister an jeder Stelle versucht, ausschließlich auf einen einzigen Standort zu setzen und alle anderen auszublenden. Der Standort am Aquaferrum – sein Vorschlag – wurde dabei aus beiden Fraktionen übereinstimmend immer wieder kritisiert.
2. Weiterhin gibt es bereits seit dem 19. Februar 2020 einen eindeutigen Beschluss des Schulausschusses (Ratsbeschluss am 8. Juli 2020), dass die Stadtverwaltung den Landkreis um den Bau der Halle bitten soll. Spätestens hier war auch der Standort am AMG Friesoythe klar beschlossen: „Die Stadt Friesoythe erkennt den nicht gedeckten Bedarf an Sporthallenkapazitäten im Kernort Friesoythe, der insbesondere durch die Schulen in Kreisträgerschaft entsteht, an. Die Stadt Friesoythe bittet den Landkreis Cloppenburg, die bereits von Stadt und Landkreis beschlossene neue Sporthalle in Kreisträgerschaft auf dem Gelände am Albertus-Magnus-Gymnasium zu errichten. Die Stadt Friesoythe ist bereit, sich hieran finanziell zu beteiligen.“
Dennoch hat der Bürgermeister immer wieder den Standort am Aquaferrum ins Gespräch gebracht – entgegen dem eindeutigen Arbeitsauftrag durch den Rat. Am 13. Oktober 2023 in der NWZ haben wir dann erfahren, dass der Bürgermeister dem Landkreis bereits 2020 mitgeteilt habe, dass die Stadt vor 2023 gar keine Finanzierung aufbringen könnte. Dies hat der Bürgermeister dem Landkreis mitgeteilt, ohne dass dies je dem Rat mitgeteilt wurde oder gar durch den Rat beschlossen wurde.
3. Zuletzt hat der Schulausschuss am 22. November 2023 folgenden Beschluss gefasst, der zwischen den Fraktionen und der Krankheitsvertretung des Bürgermeisters erarbeitet wurde: „Die Stadt Friesoythe erkennt einen nicht gedeckten Bedarf für den Schulbereich der Schulen in Trägerschaft der Stadt Friesoythe in Höhe von mindestens einem Hallendrittel einer Dreifeldhalle an. Die Verwaltung wird beauftragt, zur Bedarfsdeckung erneut Gespräche mit dem Landkreis Cloppenburg aufzunehmen und bei Bedarf eine Verwaltungsvereinbarung abzuschließen, die sich an folgenden Eckdaten orientiert:
- Die Vereinbarung muss sicherstellen, dass alle Schulen im Kernort in Friesoythe – sowohl in der Trägerschaft des Landkreises als auch der Stadt – einen ihrem Bedarf angemessenen Anteil an den insgesamt vorhandenen Sporthallenkapazitäten zugesichert wird, wobei für die drei Schulen der Stadt (Realschule, Ludgeri-Schule und Marienschule) insgesamt 4 Hallendrittel vorzusehen sind.
- Die Stadt beteiligt sich über ein laufendes Nutzungsentgelt an Kosten für den Bau einer neuen Dreifachsporthalle, wobei das Entgelt sowohl die laufenden Unterhaltungskosten als auch die Erstellungskosten (Abschreibungen bereinigt um Sonderpostenauflösung) abdeckt.
- Maßstab für die Kosten sind die jährlichen Aufwendungen für die städtischen Sporthallen; bei den Erstellungskosten wird im Zuge der Planungen eine Berechnungsgrundlage vereinbart. Eine entsprechende Kostenerstattung für die Nutzung der städtischen Sporthalle am Großen Kamp durch Schulen in Kreisträgerschaft ist mit zu prüfen.“
Auch die Gremien des Kreistages haben im Mai 2018 und im Februar 2021 entsprechende Beschlüsse gefasst. Der Abschluss der Verwaltungsvereinbarung zwischen Kreis und Stadt konnte erst im November 2023 durch die Vertreterin des Bürgermeisters und den Landrat getroffen werden.
Auch für den Beschluss des Kunstrasenplatzes am Großen Kamp lässt sich ähnliches berichten. Im Oktober 2021 hat der SV Hansa Friesoythe den Antrag an die Schulbaukasse gestellt, im Februar 2022 hat der Landkreis die Förderung beschlossen. Im September 2022 ist darüber auch der Stadtrat in Kenntnis gesetzt worden, dabei wurde bereits auf die Problematik der Entwässerung hingewiesen worden. Auch hier hat die Verwaltungsspitze seit 2022 von dieser Thematik gewusst.
Liebe Engagierte in den Vereinen, wir verstehen sehr gut, dass Sie und Ihr völlig frustriert seid. Wir hoffen, aus unseren Ausführungen merkt man, dass es uns auch so geht. Wir stehen an der Seite der Vereine. Derjenige, der blockiert hat und immer noch blockiert, dürfte wohl klar sein. Wir sind sicher: Wäre bereits der einstimmige Ratsbeschluss von 2018 von Anfang an konsequent umgesetzt worden, würden Sie schon heute in einer neuen Halle trainieren und spielen.
Was brauchen wir jetzt umgehend:
a) Aussetzung des Architektenwettbewerbs auf Kreisebene
b) Anpassung der Prioritätenliste auf Kreisebene durch die neue Situation an der Sporthalle Großer Kamp
c) Vollständige Haushaltsmittel für 2025 für die Kernsanierung der Sporthalle Großer Kamp und der Abschluss der Dachsanierung der Sporthalle Altenoythe
d) Gemeinsame Gespräche über Möglichkeiten der vorübergehenden Erweiterung der Hallenzeiten für die Vereinsarbeit in den späteren Abendstunden
e) Gemeinsame Anstrengungen für eine Übergangslösung als Sporthalle, z. B. durch Nutzung anderer Räume (Forum, Schulaulas, etc.) oder Herrichtung neuer Räume (Zelte, leerstehende Hallen etc.). Hier sind wir für jeden Hinweis dankbar, wo dies möglich wäre!
Wir freuen uns auf weitere Gespräche mit den Vereinsvorständen und ein gemeinsames Vorgehen bei den weiteren Schritten.
Mit freundlichen Grüßen
Lukas Reinken (Fraktionsvorsitzender) und Rasmus Braun (stv. Fraktionsvorsitzender)